Im Leben mit Kindern erleben wir viele Meilensteine. Polarisierende Gefühle sind sehr eng mit diesen Momenten verwoben; die Geburt, der erste Zahn, das erste Wort, das Abstillen, die erste schlimme Beule, die ersten Schritte, der erste Streit, das Ich-Bewusstsein… Bei manchen Dingen wissen wir gar nicht was wir da gerade erleben. Erst später fällt es uns auf. Dann wenn es eine Weile her ist dass wir unser Kind zum letzten mal richtig auf im Arm tragen konnten, wo es ganz normal war sie sich schnappen zu können ohne fast zusammen zu brechen unter dem groß gewordenen Kind. Dann erst wissen wir dass es damals zum letzten mal in der so lange normalen Weise war. Freude über die neuen Errungenschaften und Abschiede liegen so nah beieinander. Und dann verändert sich das Kind stark, verliert das filigrane, kindliche. Der Körper wächst, es entstehen ganz neue Konturen, Interessen, neue Gefühlslagen, neue Fragen tauchen auf, lang Geliebtes wird plötzlich uninteressant… ein neuer Abschnitt im Leben beginnt. Kein Weg führt zurück. Eine schöne Gelegenheit für einen Erbschmuck.
Die Perlen schenkte einst mein Großvater meine Großmutter vereint in einem Ring. Meine Mutter löste diese Perlen aus diesem Ring. Ich ließ sie zu Ohrringen umarbeiten, nähte ein Säckchen aus sehr altem Leinen. Zwei Perlen, zwei Farben. Mit einem Bein ist meine Tochter noch Kind, mit dem anderen Bein hat sie sich aufgemacht zum Erwachsensein. Es gibt eine bestimmte Alter da überqueren Kinder seelisch-geistig den Rubikon. Später überqueren sie diesen körperlich und Seelisch erneut.
Bekannt wurde der Rubikon durch den römischen Bürgerkrieg. Caesar überquerte mit seinen Truppen den Rubikon. Die bewaffnete Überquerung des Flusses in Richtung Rom war gleichbedeutend mit einer Kriegserklärung an den Römischen Senat. Caesar war sich bewusst, dass es ab diesem Punkt kein Zurück mehr gab, was er in dem berühmten Zitat alea iacta est „Der Würfel ist geworfen worden“, sprichwörtlich „Die Würfel sind gefallen“ zum Ausdruck brachte.
Wir überqueren viele dieser Flüsse in unserem Leben und erleben sie mit unseren Kindern wieder, oder ganz anders. Sich diese Etappen bewusst zu machen, sie bewusst zu erleben, sie zu betrachten und zu würdigen, manchmal mutig den Schritt über die nächste Schwelle zu tun bringt uns voran und lässt uns wachsen.