Als ich ein Kind war kam von Schauma die Sorte Apfelblüte auf den Markt. Natürlich kaufte meine Mutter dieses Shampoo nicht. Mein Sandkastenfreund hatte immer zuhause alles was gerade neu und angesagt war. Nostalgie bewegte mich also zu dieser Schwimmseife. Alles lief bestens bis ich den Duft zu dem Seifenleim gab. Manche Düfte haben wirklich eine durchschlagende Wirkung und es entsteht quasi in Sekunden aus einer schönen puddingähnlicher Masse „Blitzbeton“. Die Masse dickt sofort an und ist dann bestenfalls so trocken wie Topfen den man durch ein Baumwolltuch ausgedrückt hat. Diese Masse dann noch in eine Form zu bekommen macht dann schon mal kurz Stress weil mit jeder Minute diese Masse noch unhandlicher wird. In meinem Fall hantierte ich dann mit einem Spachtel (den ich natürlich erst mal aus dem Keller fischen musste, klar). Die Farbe polarisiert auch. So leuchtend hatte ich das nicht erwartet.
Dieser Tag fing schon fordernd an und ich hatte kaum die Augen auf da musste ich schon ein soziales Problem lösen. Auf dem Weg zur Schule dann entdeckte Marie ein großes Tierchen auf der Strasse. Es war ein toter, großer Igel. Marie weinte bis zur Schule. Es ist fürchterlich wenn man solche Tiere den ganzen Winter hochpäppelt und dann sieht man stattliche Igel überfahren. Ich überlegte den ganzen Heimweg wie ich das jetzt machen würde mit dem Igel. Ich kann es nicht aushalten wenn noch 20 Autos über das Körperkleid fahren. Zuerst dachte ich ich würde jemanden bitten mir beim Einsammeln zu helfen, entschied aber dass ich das jetzt für den Igel selber können möchte. Ich besorgte also aus dem Pappcontainer einen Karton. Auf dem Weg zum Igel kamen mir drei Nachbarn entgegen. Alle verzogen das Gesicht und sagten: „Ihh, das ist furchtbar. Ich könnt das nicht. Das Du das kannst…!“ Was heißt eigentlich immer „Ich kann nicht das nicht, oder „ich kann nicht mehr“?“ Ein „Ich kann das nicht“ muss man sich leisten können -und auch wollen!
Ich war auch der Meinung sowas kann ich nicht denn der kleine Körper sah schlimm aus, aber diese Geste ist das letzte was ich für dieses Wesen tun kann. Es knabberte bereits eine Krähe an ihm und ich brachte das Tier also in die nächsten Büsche und spülte das Blut und so sauber weg von der Strasse.
Haben solche Situationen nicht vielmehr damit zu tun ob man bereit ist seine Bequemzone zu verlassen. Manche Dinge müssen einfach getan werden.
Ich erlebe auf der einen Seite Menschen die ständig gegen sich arbeiten, kaum in sich hineinhören ob das was sie leben das ist was sie wirklich wollen. Und auf der anderen Seite sehe dass sich die Leute dauernd fragen ob sie Lust haben auf das was es an Aufgaben zu erledigen gibt.
Mich befremdet beides! Für mich geht es darum in mir zu hören welche Ziele ich habe, was ich gerne leben möchte, wie und was ich gerne (be)wirken möchte. Auf dem Weg gibt es viele Momente wo es dann einfach nicht darum geht ob ich heute, gerade jetzt dazu Lust habe, müde bin oder andere Befindlichkeiten habe, sondern darum den Weg wirklich zu gehen. Mit allem was dazu gehört. Innehalten und der inneren Stimme lauschen, sich versorgen und umsorgen hat nichts damit zu tun nach dem Lustprinzip zu „wandern“. Der Lebensweg gleicht für mich einer Pilgerreise, wird getragen vom Spirit nach dem ich mich ausrichte. Mich dauend zu fragen ob ich zu anfallenden Aufgaben Lust habe, spielt da keine tragende Rolle. Sich sogar wegducken ist für mich keine Option und mir einfach zu bequem.