Ganz normal…

… in dieser Familie. Jeder sitzt irgendwo und geht seinen „special interests“ nach. Nicht selten sitzen wir gemeinsam irgendwo, jeder mit seinem Thema. Früher war das oft mein Arbeitszimmer und die Kinder haben gebastelt, gewerkelt gemalt, Marie weit mehr als Jona, der immerzu schaukelte und turnte. Mein Mann liegt, wenn er mal ein Zeitfenster findet, in meinem Arbeitszimmer und hört Podcasts und zockt dabei um vom Tag abzuschalten. Er hört wann immer es geht, liest oder schaut Anleitungen und Informationen über alles mögliche, Klick Tipp, E-Mail Marketing, neuste Kameratechnik und Co.

Meine Tochter liegt immer da wo es ihr gerade gemütlich erscheint. Hier gerade in Papas Büro mit fast immer zwei Screens  offen. Entweder wird „gekuckhört“ und dabei gespielt mit gleichzeitigem Chatten mit irgendwelchen Leuten weltweit, oder sie zeichnet beim „kuckhören“.

Jona schafft es, trotz Abwinken des Vaters, Informationen aus dem Netz zu suchen. Über Wochen kuckt er wie es trotz Widerspruch des Vaters dennoch möglich ist verschiedenen „Texture Packs“ an seinem Rechner zu installieren. Das nenne ich findig und vor allem gefällt mir, dass er sich nicht abhalten lässt einen Weg zu finden auch wenn vermeintlich Schlauere sagen es ginge nicht. Jona hat sich nie mit dem beschäftigt was andere Kinder so spielen. Wie gut, dass er im Waldorfkindergarten so viel erlebt hat denn jetzt scheint er sich zum absoluten Nerd zu häuten. Vielleicht war es nur eine Frage der Zeit und es steckte immer schon in dem kleinen Kerl. Die Gene des Vaters sind mächtig und ich sehe sie bei beiden Kindern.  Jona verweigerte jedes Spielzeug, war immer in Bewegung. Mit 2,5 konnte er längst Inlineskate fahren. Lego und Autos würdigt er nicht mal einen Blick und findest es  als „unzumutbar“ wenn er damit bei Freunden spielen muss.

Das war nicht immer lustig, weder für ihn noch für mich, denn wenn man so ein Sonderling ist dann hat man es schon auch schwer mit Spielgefährten zufrieden zu sein. Wer Jona mit Fußball kommt hat schon verloren. Obwohl er ringsherum sehr gemocht wird sitzt er so oft alleine in der Pause rum weil die „Klassenkameraden“ Fußball spielen. Er spielte schon im Kindergarten mit seinem Freund immer „Jugendlicher“. Was soll ich sagen?! Wahrscheinlich hat er sich die Zeit vertrieben bis er endlich der sein kann der er immer sein wollte. Ich kenne das auch! Jetzt fummelt er an Labymod, Optifine, schreibt command-Befehle, fastbridgen ist kein Problem mehr und „no sneeken“ ist für ihn keine Turnschuhmarke. Wenn das WLAN mal nicht geht, mein Mann nicht greifbar ist, dann richtet es ganz oft Jona für uns.

Ich hatte mir das vielleicht ein wenig anders vorgestellt. Irgendwann. Doch hatte ich immer vor meine Kinder zu fördern in dem was sie begeistert, sie zu nehmen wie sie sind und mich an ihrer Andersartigkeit, ihrer Großartigkeit, zu erfreuen. Und wer weiß schon was genau das ist was die Kinder da in sich ausbrüten und formen wollen? Genau hinsehen und kucken wann es viel wird. Im Leben ist die Grenze stets das Zuviel und bei extremen Leuten liegt das Limit gerne woanders. Sich da an Regeln der Allgemeinheit zu halten wird dem extremen Individuum nicht gerecht und wäre gewissermaßen zu einfach. Am, Ende sind wir wohl „heavy users“ und wollen Spezialisten werden in dem was uns bewegt und begeistert. Nicht leicht wenn man doch zuweilen, ob man will oder nicht, durch gewisse gesellschaftlich vorgegebene Nadelöhre muss. Dazu kommt dass man manchmal gerne Urlaub von sich selbst hätte…

Morgen ist es vorbei mit der frei bestimmten Zeit und die Schule regelt unseren Vormittag und schränkt unsere freien Nachmittagsstunden ein. Meine Freude hält sich deutlich in Grenzen! Obwohl ich mal ganz froh bin wenn alle wieder ihrer Wege gehen…

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