Seit längerem beschäftige ich mich mit der Herstellung von Creme und Salben, seit langem mit dem Sieden von Seife. Ich arbeite mich immer tiefer in beide Themen ein.
Was fällt mir dabei auf?
Zunächst fällt sofort auf dass das Herstellen von Salben keine große Anforderung darstellt, während es beim Rühren von Creme schon kniffliger wird.
Hier scheiden sich schon Geister beim Thema Konservierung. Überhaupt scheiden sich hier Geister, den es kursiert so viel Halbwissen und Unsinn im Netz, dass man ganz schön zu tun hat sich nicht einlullen zu lassen, sich nicht zu verirren.
Es gibt inzwischen sehr dekorativ ansprechende Bücher zu diesem Thema doch schnell hat mich diese Ebene nicht zufrieden gestellt. Zu wenig raffiniert! Mein Anspruch an eine Pflege ist nicht in den 80ern bei Jean Pütz hängen geblieben.
Da hat Frau ein anspruchsvolles Fass aufgemacht. Warum? Weil unsere Haut ein Kunstwerk ist und der Körper so viel kann und selber regelt, wenn man ihn nur lässt und der Selbstregulierung nicht mit einem Haufen zweifelhafter, industrieller „Helferlein“ ins Handwerk pfuscht. (Es gibt Leute die behaupten von sich ganz Stolz sie gingen nicht mal ungeschminkt zum Mülleimer. Die Armen!)
Ich beschäftige mich also tiefer damit und lese nun Bücher wo ich gefühlt kaum etwas verstehe. Damit war schon mal klar, dass es Zeit braucht um auf diesem Gebiet zu wachsen. Von heute auf morgen ist da nix zu wollen, das Thema nicht in ein paar Monaten zu erobern, wenn man nicht eine richtige Fachausbildung im Vorfeld aufweisen kann. Auch hier trennt sich die Spreu vom Weizen.
Zugegeben, mir macht es nicht viel Freude Fachliteratur über Hautschichten, Zellen und Zeugs zu lesen. Das erinnert an quälende Biostunden in der Schule. Aber ich verstehe wie nötig es ist, die Haut besser zu verstehen und acker mich also peu à peu durch.
Immer wieder flüchte ich zum Sieden von Seifen und lass das Gelesene erst mal wirken.
Warum? Zum Einen kann ich das inzwischen richtig gut und muss mich daher nicht mehr groß anstrengen. Ergo, es macht einfach Freude!
Dennoch fragte ich mich nun oft warum ich mich so gebremst fühle mit der Cremeselbermachgeschichte?
Liegt mir die Seifenkiste einfach mehr?
Es gibt weitere Unterschiede zwischen den beiden Themen: Seife ist oberflächlicher! Seit wann aber ziehe ich Oberflächliches vor?! Das wäre was ganz Neues.
Seife ist nur in einer Hinsicht oberflächlicher. Wo liegen dann die Unterschiede?
Seife kann man gestalten! Zunächst wäre da das inner Bild, das Thema der Seife, um „Spirit“. Mir geht es um wertigen Inhalt und dann um eine optische Möglichkeit einen Ausdruck für den „Spirit“ und den Inhalt zu formen. Abschließend hat man die Möglichkeit eine ansprechende Verpackung zu erdenken. 4 Ebenen, 4 Möglichkeiten. Abgesehen davon benutze ich Seife wesentlich öfter am Tag als meine Creme und seh und erlebe sie damit auch öfter.
Auch bei Creme kann ich einen „Spirit“ definieren, habe wertige Inhalte und kann sie ansprechend verpacken. Die Ebene des Gestaltens fehlt mir hier obwohl die Creme an sich auf und für die Haut weit mehr kann als Seife.
Die entscheidentste und wesentlichste „Bremse“ bei der Herstellung von Creme ist aber folgende Frage:
Was mach ich mit all der hergestellten Creme? (Creme, genauso wie Seife dürfen nicht ohne offizielle Genehmigungen verkauft werden. Selbst verschenken ist geregelt.)
Anders als bei Seife verdirbt Creme nach spätestens 12 Wochen. Gerade weil Creme nicht oberflächlich ist stellt es als Geschenk an Familie und Freunde eine Hürde dar. Es ist etwas anderes jemandem eine hübsche Seife oder eine Creme in die Hand zu drücken. Die Seife wandert nicht selten für eine ganze Weile (manchmal Jahre!) in den Wäscheschrank oder erfreut optisch als Deko im Badezimmer bis sie endlich genutzt wird.
Creme geht unter die Haut. Neben der Tatsache, dass jede Haut anders ist und es ungewiss ist ob die Creme gemocht und vertragen wird, hat es für mich etwas Übergriffiges, etwas so einwirkendes, intimes zu verschenken ohne darum gebeten worden zu sein.
Natürlich hat jeder die Wahl etwas Geschenktes zu Nutzen und dennoch bleibt der Aspekt, dass Creme etwas sehr intimes ist. Ein bisschen wie Parfum oder Unterwäsche.
Creme kann man nicht der lieben Klavierlehrerin zum Dank schenken. Seife schon!
Es ist interessant an diese schmale Grenze zur Intimität hinzufühlen.
Wo genau verläuft diese feine Grenze?
Wer dürfte mir Creme schenken?
Wen und Was lasse ich an meine Haut?
Wer oder Was geht mir unter die Haut?
Mit Wem oder Was bin ich gerne hautnah?
Was nährt meine Haut und mich?