Jahrelang habe ich mich nur mit pflanzlichen Rohstoffen für die Herstellung von Seife beschäftigt. Weil ich aber das Thema vertiefe und auf den Spuren der Geschichte bin tauchen da unweigerlich auch tierische Fette auf.
Schnell schlägt einem hier Ablehnung entgegen. Ich selbst habe es lange abgelehnt und konnte mir eine Berührung mit tierischen Fetten beim Seifensieden nicht vorstellen. Die Gründe warum man das verweigert liegen ja auf der Hand. Und dennoch sollte man hier genauer hinsehen. Wer Fleisch isst der kann eigentlich die vollständige Verwertung eines Tieres nicht ablehnen finde ich. Wenn ein Tier sein Leben lässt sollte man jedes Teil achtes und wertschätzen. Es würde zu sehr ausschweifen hier tiefer in diese Diskussion einzusteigen. Ich selbst setze mich gerade mit dieser Seiten des Siedens auseinander um gelesenes selbst zu erfahren, mich auseinanderzusetzen, Erfahrungen zu sammeln. Mir sind viele Meinungen zu flach. Schauen wir uns nur die agressive Ablehnung Palmöls in den letzten Jahren und das sofortige Ausweichen auf Kokosöl an. Nun langsam geht vielen ein Licht auf dass Koksöl in Massen und Monokultur nicht viel besser ist und die Entschuzldigung „nachwachsender Rohstoff“ seine Grenzen hat. Wären die Dinge doch immer so einfach. Mich hat ein Bericht über die Ökobilanz regionaler Äpfel im Winter sprachlos werden lassen.
Und ja, ich ärgere mich über all die Damen die im Juni stundenlang ihrer Dörrautomaten laufen lassen um wunderbar saftigen Erdbeeren jede Flüssigkeit zu entziehen um Trockenfrückte und Fruchtleder selber zu machen um dann alles just zu verspeisen. Da wird nix für den Winter augehoben, nö, zu lecker! Und die Leserinnen sind begeistert von der Idee, von den schönen Fotos und bekunden es gleich auch zu probieren. Merkt denn keiner wie bescheuert das ist? Im Winter werden dann frische Erdbeeren aus Tel avif gekauft um endlich mal wieder eine frische Frucht zu schmecken. Sind das dann etwa die gleichen Leute die einem die Hölle heiß machen wenn man wagt etwas Palmöl in seine Seife zu packen? Aber nein, das sind sicher ganz andere Leute, bessere Leute versteht sich! Mit Kritik um sich zu schmeißen ist einfach, sehr einfach. Nur kann man auch inspirieren? Da wird dann die Luft schon dünner!
Ich für meinen Teil geb mein Bestes sowohl zu inspirieren als auch einen Weg durch dieses Dickicht zu finden.
Meine Freundin stand jedenfalls mit einer Tüte vom Metzger vor meiner Türe. Der Rest der Familie hat beim Anblick schreien das Weite gesucht. Mir war auch mulmig. Vor allem wo ich all das was in der Tüte war in kleine Würfel geschnitten habe.
Wie ist die Verarbeitung?
Gut, das reine Fett war kein Problem zu würfeln. Das was zwischen dem Fett ist bedeutet schon einen Moment Überwindung. Aber ich finde sich diesem Gefühl zu stellen angemessen. Es ist natürlich einfacher und unverfänglicher 250g Fettwürfel zu kaufen. Aber die Sache bleibt was sie ist und es ist gut sich auseinander zu setzen.
Viele suchen das Ursprünglichere und sind doch froh zu den unangenehmeren Aspekten einen gewissen Abstand zu haben ( ich auch oft genug!)
Und stinkt das Auslassen?
Nicht mehr als das Braten von Bacon. Es riecht anders. Auch intensiv wie besagter Bacon.
Es ist gut es draußen zu machen.
Das würde ich bei Bacon auch gerne!
In Summe ist die unangenehme Gruchsintensität bei 33 Grad in einer überfüllten S-Bahn für mich viel grausiger als das Auslassen von Rindertalg!