Noch Nerd?

 

Manchmal erkennt man das gesamte Bild erst wenn man ein Stück davon zurück tritt, wie der Maler von seinen Bildern. In der Zeit wo es Jona schlecht in der Schule ging hat er sich erfolgreich in die Welt des Computers eingearbeitet. Ein Maß war schwer mit ihm abzustimmen und vor allem gab ihn diese Aufgabe etwas was er von seinem schulischen Umfeld so gar nicht bekam. Anerkennung und Wertschätzung und das Gefühl etwas gut zu können. Mit dem Moment wo wir ihn aus diesem destruktiven Umfeld herausgenommen haben stand der kleine Mann vom Rechner auf, schnappte sich sein Fahrrad und knüpfte an sein Leben vor der Zeit in diesem Umfeld an. Bald schon vertiefte er sich genauso intensiv und ausdauernd ins Biken. Jetzt ist er wieder immerzu unterwegs, lernt alle möglichen Leute hier am Ort kennen, schraubt am Fahrrad. Dazwischen bemerke ich an alltäglichen Situationen wie tief die Wunden sind die wohl Zeit brauchen bis sie heilen und sich hoffentlich in einen wertvollen Erfahrungsschatz wandeln werden.

Auch ich werde diese zurückliegenden unerfreulichen Gespräche, Situationen und Stress mit diesen Leuten aus der alten Schule nicht so schnell vergessen können. Und ja, ich bin immer noch enttäuscht und wütend dass wir so gar keine Hilfe von der Schulleitung bekommen haben. Es ist und blieb das Problem von uns Eltern dass es unserem Kind schlecht ging. Nix mit „zum Wohle des Kindes“. Hier hatte die Lehrerin immer Recht, gestützt von der Leitung, und das hat sie auch dem Kind vor seiner ganzen Klasse demonstriert. Vorführen, so schüchtert man erfolgreich ein. Am Ende steht man da mit einem demontierten Kind. Unserem wunderbaren, klugen und so empathischem Kind! Im letzten Kontakt wollte die Schule gerne „einen guten Abschluss“ finden. Was soll an einem solchen Gehen mitten in der 4. Klasse bitte gut zu Ende gehen wo doch die Schule nichts zum Guten gewendet hat?? Schule ist und bleibt ein schwieriges Kapitel weil ich an dieses Schulsystem so gar nicht glaube. Was in den Köpfen der Eltern und damit auch in den Kinderköpfen herumspukt macht mich sprachlos und all zu oft traurig. Da draußen glauben wirklich Eltern dass das Gymnasium „ein besseres soziales Umfeld“ ist. Aha! Wenn man denn so allgemein bleiben will dann zeigen mir die betuchteren, golfspielenden, weltbereisenden Zögling und deren studierten Eltern hier, die „Nichtgymnasiasten“ als „2. Klasseschüler“ behandeln und die Mittelschüler gar als „den Rest“ hinstellen nicht gerade das soziale Umfeld wonach ich mich sehne. Und dann gibt es noch die „Weil-doof-Schüler“ in deren Weltbild. Wohl tun mir die Ausnahmen die es ja immer und überall gibt.

Kinder die die Leistungsvorgaben von Außen erfüllen sind nicht zwingend intelligenter, sonder möglicherweise einfach anpassungsfähiger. All zu gerne glauben Eltern daran dass die erwarteten Leistungen ihrer Kinder ihr eigener persönlicher Erfolg sind. Nicht immer steckt hinter einem ehrgeizigem Lernen der eigene Wunsch nach Wissen sondern ist eine Möglichkeit die Erfahrung nicht zu genügen möglichst oft zu vermeiden.

Am Ende setzen meine Kinder die lange Tradition in meiner Familie gegen den Strom zu schwimmen fort. Die Stürme die diesen Lebensstil begleiten kennen wir gut und so sind wir nicht unbedarft im Umgang mit Widrigkeiten. Trotzdem strapazieren sie.

Die neue Schule bietet Jona nun für ein paar Monate ein freundliches Umfeld und das wissen wir sehr zu schätzen! Ich habe für meinen Teil gelernt dass ich in Zukunft lange nicht mehr so ausführlich Reden werde. Gespräche sind etwas wunderbares und schaffen so manche Hürde zu nehmen. Das allerdings setzt voraus dass man ein gemeinsames Ziel hat welches höher steht als das persönliche Ego und es braucht die Fähigkeit sich in die Lage des Gegenübers zu versetzen und es auch zu wollen. Wenn das nicht erfüllt ist ist jedes Reden Zeitverschwendung und Kapitalvernichtung. Energie ist unser aller Kapital! Ich nehme mir vor meinem Gespür weit mehr zu vertrauen als den vermeintlichen Fachleuten vor allem wenn die Sympathie derer massiv sinkt wenn das Kind nicht in das vorgegebene Raster passen möchte.

 

 

Geburtstagstisch für einen 11jährigen. Fahrraddeko Halfpipe

Unser wunderbarer Bube wird heute 11 Jahre alt. Damals lag ich um diese Uhrzeit noch in den Wehen um etwas später in unserem Wohnzimmer unseren kleinen Kerl im Arm zu halten. Sein Pate sagte beim ersten Kennenlernen: Oh, das ist ein Gemütsmensch! Jaja, Gemüt, davon hat er viel und wir gleich mit! Kantig und wunderbar ist er und es ist uns eine Freude dieses Kind begleiten zu dürfen. Alles Gute du wunderbarer Mensch!

Bei dem Geburtstagstisch hat mich Marie unterstützt. Sie hat sich dem Graffiti angenommen. Rot ist ja nicht meine persönliche Wahl, Jona aber mag es gerade. Red Bull ist hier eine Ausnahme. Mir ist es lieber wir gehen mit solchen zweifelhaften Genüsslichkeiten offen um als dass meine Kinder anfangen heimlich zu konsumieren wenn ich es nicht sehe. Ich erinnere mich gut wie mein anthropsophisches Schulumfeld agierte wenn sie aus dem Sichtfeld ihrer Eltern und der Schule waren. Mich hat es stets verstört wie Kinder mit zwei Mark sofort in den nächsten Metzger gegangen sind um sich dafür Gelbwurst zu kaufen weil Fleisch daheim verpönt war und danach über die Süßigkeiten meiner Oma hergefallen sind. Auch hier sehe ich wie die Kinder unser Haus betreten und Jona sofort nach Süßigkeiten bitten weil das bei ihnen zuhause so stark reglementiert ist. Wenn dass dem Gewissen der Eltern dient dann soll es wohl so sein. Der Effekt ist aber sehr speziell . Mein Ansatz in allem ist stets dass ich mir wünsche dass meine Kinder entspannt mit Genüssen aller Art umgehen und ihr Maß finden. Vor allem aber dass sie nicht andere sofort nach etwas anhauen müssen. Die gesunde Mitte pendelt sich aus meiner Sicht niemals durch Verbote und dem Überreglementieren ein. Im Leben ist die Grenze immer das Zuviel. Und ich als Mutter achte genau darauf nicht immer zu wissen was und wie viel für einen anderen Menschen das Beste ist.

Ach ja, Red Bull hat mich zu meinem Mann geführt, war DAS Getränk auf unserer Hochzeit. Gesponsert von zwei Promtionteams. Das Logo zierte später einen Babybody unsere Marie…. manche Begleiter ergeben sich und gehören einfach irgendwie dazu.